30 Jahre WLMV-Jubiläum in Altenberge

Jubiläum 30 Jahre Westfälisch-Lippische Mühlenvereinigung e.V.

Von Christian Hoebel und Anton Janßen

Am 23. September 2023 feierte die Westfälisch-Lippischen Mühlenvereinigung e. V. (WLMV) das Jubiläum ihres 30jährigen Bestehens in den Räumen des Heimatvereins Altenberge; organisiert vom Geschäftsführer Johann Nefigmann.

Von Links nach Rechts: Johann Nefigmann Vorstand WLMV Geschäftsführer, Thomas Kubendorff (Landrat a.D.) Vorsitzender WLMV, Dr. Silke Eilers WHB Westfälischer Heimabund, Dr. Martin Sommer Landrat Kreis Steinfurt, Prof. Dr. Anton Janßen zweiter Vorsitzender WLMV , Ralf Kormann Bereichsdirektor VR Bank im Münsterland e.G., Franz Müllenbeck Vorsitzender Heimatverein Altenberge, Dipl.-Ing. Friedrich Rohlfing Geschäftsführer DGM

Dazu konnte der Vorsitzende LR a.D. Thomas Kubendorff als Ehrengäste Dr. Martin Sommer-Landrat des Kreises Steinfurt, Dr. Silke Eilers-Geschäftsführerin des Westfälischen Heimatbundes, Ralf Kormann-Volksbank Münsterland Nord e.G. sowie Dipl.-Ing. Friedrich Rohlfing-Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung e.V. (DGM) sowie Geschäftsführer des Mühlenvereins im Kreis Minden-Lübbecke e.V. und über fünfzig Mitglieder der WLMV begrüßen. Dann ging Thomas Kubendorff kurz auf die Geschichte der WLMV ein.

Festansprache vom Vorsitzender Thomas Kubendorff Landrat a. D.

In seinem Grußwort betonte Gastredner Land­rat Dr. Martin Sommer, dass das Jubiläum in eine Zeit der die Energiewende falle, in der die Suche nach klimafreundlichen Alternativen der Stromproduktion und neuen Technologien im Mittelpunkt stehen.

Festredner Dr. Martin Sommer Landrat Kreis Steinfurt – 30 Jahre WLMV

Obwohl unser Energiebedarf heute sicherlich nicht mehr allein durch die zahlreichen Wasser- und Windmühlen in unserer Region zu decken sei, bieten sie dennoch ein eindrucksvolles geschichtliches Beispiel für die frühe Nachhaltigkeit und die Nutzung natürlicher Ressourcen.

Dr. Silke Eilers, Geschäftsführerin des Westfälischen Heimatbundes, hob unter anderem hervor, dass die Mitglieder der WLMV u. a. ein Teil eines lebendigen Netzwerkes seien, denen es nicht nur um die Bewahrung des Alten gehe, sondern um lebendige Vermittlung.

Übereichung der Ehrenurkunde vom WHB durch Frau Dr. Silke Eilers an den Vorsitzender der WLMV Thomas Kubendorff Landrat a. D

„Nur wenn wir an den Mühlen Menschen haben, wenn wir vor Ort Vereine haben, die die Mühlen der Öffentlichkeit präsentieren, ist die Mühlenerhaltung wirklich rund”, hob Dipl.-Ing. Friedrich Rohlfing, Geschäftsführer sowohl der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung (DGM) als auch des Mühlenvereins im Kreis Minden-Lübbecke e.V. hervor.

Festredner Dipl.-Ing. Friedrich Rohlfing, Geschäftsführer sowohl der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung (DGM) – 30 Jahre WLMV

Auch Ralph Kormann, Bereichsdirektor der Volksbank Münsterland Nord eG., bescheinigte wie seine Vorredner der WLMV eine hervorragende ehrenamtliche Arbeit und ließ keinen Zweifel daran, jedwede Form des ehrenamtlichen Engagements auch weiterhin zu unterstützen.

Nach dem Kaffeetrinken stellte Franz Müllenbeck, 1. Vorsitzender des Heimatvereins Altenberge, den umfangreichen Gebäudebestand das Heimatvereins Altenberge vor, die dann unter Führung von Werner Witte, 2. Vorsitzender, besichtigt werden konnten. Der Heimatverein Altenberge betreut das Heimathaus Kittken, den Speicher, das Backhaus, Stenings Scheune, die voll funktionsfähige Holzschuhmacher-Werkstatt, die Remise sowie den imposanten und westfalenweit einzigartigen Eiskeller.

Franz Mülllenbeck Vorsitzender Heimatverein Altenberge – 30 Jahre WLMV

Die Mühlenfreunde waren beeindruckt. – Am Abend gab es ein wohl mundendes Buffet, danach Dönkes von Hans Knöpker vom Förderkreis Hollicher Mühle und Musik.

Keine Jubiläumsveranstaltung eines Vereins kommt ohne einen Rückblick auf ihre Geschichte aus, so auch die WLMV. Deren Geschichte ist spannend und beginnt vor 50 Jahren nicht nur im Kreis Minden-Lübbecke:

Dem damaligen Kreisheimatpfleger im Kreis Minden-Lübbecke, Wilhelm Brepohl aus Petershagen-Lahde, war es in den frühen 1970er Jahren ein dringendes Anliegen, die seinerzeit dem Verfall preisgegebenen Mühlen im Kreisgebiet so weit wie möglich zu bewahren und als Zeugen der Landes-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte zu restaurieren.

Ein offenes Ohr fand er bei seinem Oberkreisdirektor Dr. Rolf Momburg, der den Mühlen gleichfalls als weithin sichtbare Landschaftsmarken und technische Kulturdenkmale außerordentliche Bedeutung sowie eine herausragende identitätsstiftende Bedeutung für den gerade neu entstandenen Gesamtkreis beimaß.

Um die vielen Einzelmaßnahmen in dem Kreis zu bündeln und in dessen Gesamtprojekt, die Westfälische Mühlenstraße einzubinden, wurde deshalb am 11. Dezember 1978 der Mühlenverein im Kreis Minden-Lübbecke e.V. gegründet.

Im Raum Steinfurt lenkte Prof. Dr. Anton Janßen (HV Horstmar) im Herbst 1981 mit einer Großfoto-Ausstellung „Vom Brot zum Korn“ das Interesse auf die Mühlen als technische Denkmale und 1983 dies zusammen mit Ernst Behrning (HV Burgsteinfurt) auch in Steinfurt.

Bei der Eröffnung dieser Ausstellung in der Sparkassenhalle in Burgsteinfurt am XXXX wies Ernst Behrning auf den desolaten Zustand der Hollicher Windmühle hin.

Daraufhin sagte der Oberkreisdirektor des Kreises Steinfurt, Dr. Heinrich Hofschulte, spontan die Unterstützung des Kreises vor allem mit Man-Power bei der Restaurierung dieser Windmühle zu.

Die Ausstellung wurde anschließend noch in Rheine, Laer, Emsdetten und sogar in Velen-Ramsdorf im Kreis Borken gezeigt und stieß überall auf großes Interesse.

Die Arbeit des Mühlenvereins im Kreis Minden-Lübbecke führte im Laufe der Jahre zu einer breiten, bundesweiten Anerkennung dieses ehrenamtlichen Engagements und zu der Erkenntnis, dass nur eine breite gesellschaftliche Basis die Erhaltung der Mühlen in unserer Kulturlandschaft auf Dauer sichern kann. 

Diese Erkenntnis führt am 26. Oktober 1987 zur Gründung einer bundesweiten Dachgesellschaft, der „Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung“ (DGM) mit Dr. Rolf Momburg (OKD des Kreises Minden-Lübbecke) als Vorsitzendem.

Im Frühjahr 1993 wendet sich Dr. Rolf Momburg als Vorsitzender dieser DGM und des MV im Kreis Minden-Lübbecke nun an Landesrat Friedhelm Nolte, den Kulturdezernenten des Landschaftsverband Westfalen-Lippe und regt die Gründung eines regionalen Mühlenvereins Westfalen-Lippe innerhalb der DGM an.

Nach einem vorbereitenden Gespräch zwischen Landesrat Nolte, Dr. Momburg, Dr. Hoffschulte, Dr. Grunsky von der LWL-Denkmalpflege und anderen im März 1993 lädt Landesrat Nolte zu der Versammlung zur Gründung einer Westfälisch-Lippischen Mühlenvereinigung e.V. am 14. April 1993 in das Kreishaus nach Steinfurt ein.

Auf dieser konstituierenden Sitzung unterzeichnen 34 der Anwesenden als Gründungsmitglieder und beschließen die Satzung. Aufgrund des Engagements des Kreises Steinfurt auch für die Erhaltung von Wind- und Wassermühlen im Kreisgebiet wird Dr. Heinrich Hoffschulte einstimmig zum 1. Vorsitzenden gewählt, Landesrat Nolte zum zweiten Vorsitzenden und der Steinfurter Sparkassendirektor Jürgen Holtz zum Schatzmeister.

Als Sitz des Vereins wird der Denkmalpflege-Werkhof in Steinfurt-Hollich bestimmt, dessen Vorstandsmitglied Dr. Rolf Hennings, auch schon bei der Restaurierung der Hollicher Mühle aktiv beteiligt, zum Schriftführer des neuen Vereins gewählt wird.

Ab 1994 wird von der DGM, bzw. der WLMV regional, alljährlich am 2. Pfingsttag der bundesweite Deutsche Mühlentag durchgeführt, an dem viele Mühlen für die Besucherinnen und Besucher öffnen und teilweise auch sonstige Aktionen zur Erhöhung der Attraktivität veranstaltet werden. Viele Mühlen öffnen auch am Tag des offenen Denkmals, derseit 1993 bundesweit durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz koordiniert wird und alljährlich am zweiten Sonntag im September stattfindet.

In den ausgehenden 1990er Jahren hat Maria Menke, Südlohn, eine Zusammenstellung der damals wichtigsten Mühlenstandorte in Westfalen-Lippe auf der Grundermittlung der LWL-Denkmalpflege ausgearbeitet. Diese Auflistung bildet die Grundlage für die 2016 von Johann Nefigmann initiierte Mühlenkarte mit Beiheft der WLMV, die diese mit Unterstützung der Kreisverwaltung Steinfurt zusammen erstellt hat.

Darin sind Informationen und Bilder zu 139 Mühlen in Westfalen und Lippe zusammengetragen worden. Die Standorte der Mühlen sind auf einer Karte eingetragen, die in einer Auflage von 5000 Stück erschienen ist. In einem Beiheft wird jede Mühle kurz beschrieben. Diese Karte kann sowohl bei dem Kreis Steinfurt als auch bei der WLMV bestellt oder über deren Internetseiten aufgerufen werden. Diese Karte soll Interessierte anregen, sich mit unserer Mühlenlandschaft zu befassen und eigene Besichtigungen zu planen.

Mit dem Inventar: Topographie der erhaltenen historischen Windkraftanlagen in Westfalen-Lippe von Christian Hoebel, hat die Westfälisch-Lippischen Mühlenvereinigung e. V. in drei Teilbänden, dem Regierungsbezirk Münster in 2021, dem Regierungsbezirk Detmold in 2022 und dem Regierungsbezirk Arnsberg in 2023, erstmals eine flächendeckende Übersicht über unsere bestehende Windmühlenlandschaft vorgelegt.

Interessierte, die sich näher mit der Geschichte der Westfälisch-Lippischen Mühlenvereinigung befassen wollen, möchten wir auf die geplante Festschrift zu ihrem 30-jährigen Bestehen hinweisen, die Mitte des Jahres 2024 aufgelegt wird.

Festakt 30 Jahre WLMV, Festscheune Heimatverein Altenberge
Frau Grote NRW Stiftung, Frau Eilers WHB
Der Geschäftsführer Johann Nefigmann mit dem Vorsitzenden Thomas Kubendorff (Landrat a.D.) im Gespräch
Die beiden Vorsitzenden des Heimatvereins Altenberge Franz Müllenbeck und Werner Witte im Gepräch mit dem Landrat Kreis Steinfurt Dr. Martin Sommer

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